Wir Ostpreußen, Folge 07 vom 05.04.1950

 

 

Seite 1   Eine Handzeichnung. Ostpreußische Mädchen schöpfen Osterwasser. Leider ist der Name des Zeichners unleserlich.

 

Seite 2   Ostpreußischer Geist im Exil

 

Die Kultur spielt nicht nur in den Regierungsetats eine beklagenswerte Rolle. Sie ist das empfindlichste Gebilde menschlichen Gestaltungsvermögens, und sie erleidet, wenn einmal die Dinge in Unordnung geraten, den schärfsten Stoß, von dem sie sich nur unendlich schwer erholt. Die Wahrheit dieses politischen Grundsatzes haben die Menschen erfahren, die aus dem deutschen Osten vertrieben, verbannt, ihrer Grundlagen beraubt wurden. Ja, sie erleben dieses Elend, das gewiss nur ein Teil dieses großen Unheils ist, täglich von neuem. Die Folgen werden von tiefgreifenster Eindringlichkeit sein. Die großen Kulturzentren des deutschen Ostens sind zerschlagen, zerstört, zum großen Teil dem Erdboden gleichgemacht. Sinnloser Chauvinismus, kalte Machtpolitik hat sich dessen bemächtigt, was noch übrig war, um darauf eine nationalistisch-politische Scheinkultur zu züchten nicht um des Geistes, nicht um der Wissenschaft, nicht um der Kunst willen, die man ja erst vernichtet hat, sondern aus reiner Lust an der Macht.

 

Wo aber sind die Menschen geblieben, die man vertrieb, die Menschen, die Träger der deutschen Kultur in Ostpreußen waren? Da ist zunächst zu sagen, dass die Professoren der Albertina zu einem nicht unerheblichen Satz wieder in ein entsprechendes Amt kommen konnten. Unter ihnen stehen wohl die Mediziner an erster Stelle. Der Hygieniker Bürgers wirkt in Göttingen, der Anatom Heiß in München, dei Pathologe Krauspe in Hamburg, der Vertreter der Zahnheilkunde Meyer ist in Göttingen, der Lehrer der Augenheilkunde Rohrschneider in Münster, der Physiologe Weber in Tübingen, der Anatom Bargmann in Kiel, Professor Aßmann ist Chefarzt in Oldenburg. Ohne bei den andern Fakultäten bis ins Einzelne zu gehen, muss gesagt werden, dass bei diesen die Dinge nicht so günstig liegen wie bei den Medizinern, am besten noch bei den Juristen, wo die Professoren Bockelmann, Nolte, Schnorr von Carolsfeld, Weippert, Maurach wieder Inhaber eines ordentlichen Lehrstuhls sind. Von den Angehörigen der Philosophischen Fakultät wirken die bekannten belehrten von Glasenapp (Indologie) und Worringer (Kunstgeschichte) in Tübingen bzw. Halle, der Historiker Schieder ist in Köln, der Literarhistoriker Borchardt in München, der Sprachvergleicher Wißmann in Berlin, Werner Philipp, Vertreter der osteuropäischen Geschichte wirkt in Mainz, Musikwissenschaftler Engel in Marburg. Der um das ost- und westpreußische Geisteseben so hoch verdiente Walter Ziesemer lebt in Ruhestand in Marburg, zu unser aller Freude an einer ostpreußischen Literaturgeschichte arbeitend. Hoffentlich sind allmählich die immer wieder auftauchenden Schwierigkeiten beseitigt, die seiner von so vielen mit Spannung erwarteten abschließenden Ausgabe der Hamann-Briefe entgegensanden, nachdem die große Ausgabe der Schriften Hamanns von Nadler nun wenigstens angekündigt ist. Josef Nadler, auch er einst eine Zierde der Albertina, hat soeben in einem Salzburger Verlag eine große Hamann-Biographie erscheinen lassen. Von den Naturwissenschaftlern hat der Zoologe O. Köhler wohl als erster wieder das Ordinariat erhalten können, er lehrt jetzt in Freiburg. Professor Mothes, der Botaniker, ist erst im Winter 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und leitet jetzt ein Forschungsinstitut in Gatensleben, der Physiker Schütz ist in Ostaschkow,der Pharmakologe Merz lehrt in Freiburg. Fast alle Landwirtschaftler sind im Universitätsamt.

 

Allen voran Professor Lang, der in Königsberg die selbständige Landwirtschaftliche Fakultät begründete und sich nun wieder in Kiel derselben Aufgabe mit größtem Erfolg unterzog. Die Landwirtschaftliche Fakultät von Bonn verlieh ihm das Ehrendoktorat.

 

Das ist in ganz großen Zügen der Stand der Dinge, soweit sie das Schicksal der einzelnen Universitätsprofessoren betreffen. Es wäre ungerecht zu sagen, daß diese Entwicklung nicht ihre lichtvollen Seiten hätte - für den Einzelnen. Gewiss, viele Einzelne sind untergekommen. Was ihnen und manch einem, der hier nicht erwähnt ist, gelang, ist dazu fast ausnahmslos privater Initiative zu danken. Für die Gesamtheit aber ist nichts geschehen. Die Universität Königsberg hat freilich als einzige Hochschule des deutschen Ostens das Glück, in der Persönlichkeit ihres letzten Kurators, Dr. h. c. Hoffmann, einen getreuen Eckehart zu besitzen, der sich in vorbildlicher Betreuung aller Angehörigen der ehemaligen Abertina angenommen hat. Die Einzigartigkeit dieser Leistung hat die Göttinger Universität daher veranlasst, ihm die Würde ihres Ehrenbürgers zu verleihen. Aber auch diese hohe Ehrung vermag nicht darüber hinwegzutäuschen und will es auch gar nicht, dass für die große geistige Tradition Ostpreußens insgemein nichts geschehen ist und nichts geschieht. Die Institution ist zerschlagen. Die Frage, was aus dieser Tatsache zu folgern ist, wurde bisher noch nicht einmal gestellt. Während der letzten Kriegsjahre wurde in Königsbeig im Rahmen der Universität eine Einrichtung ins Leben gerufen, deren Grundgedanke im wesentlichen die Anregung des Botanikers Professor Mothes entsprang. In einem sogenannten „Forschungskreis" waren alle Menschen zusammengefasst, die nicht auf Grund ihrer amtlichen Stellung in produktiver wissenschaftlicher Arbeit standen, für die also die Wissenschalt Liebhaberei oder Nebenamt bedeutete. Da fanden sich unter der Betreuung der Universität zusammen Männer, wie der leider nicht mehr unter den Lebenden weilende Vogelforscher Tischler oder ausgezeichnete Kenner der Spinnen Ostpreußens Casemir, der leider verstorbene vortreffliche E. Anderson, unvergessen in seiner Eigenschaft als Direktor des Städtischen Museums in Königsberg, der städtische Archivdirektor Gause, heute an einem großen historischen Werk über den deutschen Osten arbeitend. Viele Schulmänner, Museumsleute, Archivare, Bibliothekare, Geneologen, Naturfreunde, Volkstumforscher waren hier zusammengeschlossen. Sie alle bildeten gewissermaßen eine geistige Humusschicht des Landes, deren Pflege sich die Universität angedeihen lassen wollte. Denn das war richtig gesehen, lagen doch bei jenen Männern und Frauen Kräfte, auf die das Land nicht verzichten konnte und wollte.

 

Aber die Universität ginq verloren, das Land ging unter. Die Menschen, sofern sie das nackte Leben retten konnten, wurden in alle Winde zerstreut. Was wird aus ihrer Arbeit? Wie die Dinge liegen, zeigt eine Meldung, die kürzlich durch die Presse ging. Dort las man: Ostdeutsche Hochschullehrer, die in den Westzonen ihren vollen Wirkungskreis noch nicht wiedergefunden haben, schlössen sich zu einer Forschungsgemeinschaft zusammen. Sie bitten die Inhaber von Privatbibliotheken, ihnen Ost-literatur zur Verfügung zu stellen. Diese Notiz bedarf keines Kommentars. Nur am Rande lässt sie vielleicht die Frage nach einer Art geistigen Lastenausgleiches aufdämmern.

 

Als nach dem vorigen Weltkrieg das Land Elsaß-Lothringen verloren ging, rief der bedeutende Theologe Ehrhardt ein Institut zur Pflege von Geschichte und Kultur des Elsaß' ins Leben; das Deutsche Reich nahm es in seine Obhut. Man kann heute die Erinnerung an diesen Vorgang nicht beiseiteschieben, indem auf seine Unnachahmlichkeit hingewiesen wird. Es ist schließlich immer das Schicksal eines guten Gedankens gewesen, dass er des öfteren durchdacht wird. So mag er auch heute wieder zur Erörterung gestellt werden. Wenn man damals die Pflege elsässischen Wesens ate eine Sache des deutschen Reiches ansah, so dürfte der wohl auf keinerlei Widerspruch stoßen, der die Ansicht vertritt; die Bewahrung ostdeutschen Geisteslebens ist eine gemeindeutsche Aufgabe. Gewiss, die große Sorge geht und muss gehn in erster Linie um die Menschen. Nach altpreußischem Grundsatz sind die Menschen der größte Reichtum eines Landes. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Die Frage nach dem Schicksal der Menschen aus dem Osten wird, wie man sie auch beantworten mag, immer wieder auf den geistigen Grund dieser Menschen stoßen, aus dem sie leben wollen und müssen. Es ist viel, wenn für den Einzelnen etwas geschieht. Aber auch der Geist, dem dieser Einzelne angehört, ist eine Wirklichkeit, die nicht untergehen darf.

 

Seite 4   Zeichnung.

„Schmackostern, Schmackostern!“ Mit diesem Ruf und munter geschwungenen Birkenreisern, in manchen Gegenden wurden sogar Kaddikbüsche dazu verwendet, wurden die Langschläfer (oder Langschläferinnen) am Ostersonntag aus den Betten gescheucht.

 

Seite 5   Wieder Frühling auf der Nehrung. Wie Christoph, der Fischerjung, den Winter besiegte.

 

Es kam der erste Winter, nachdem Christophs Vater beim Fischen im Meer ertrunken war. Nun musste Christoph sehen, wie er seine alte Mutter ernährte. Im Sommer war das leicht, da konnte man fischen oder die Kühe des Dorfes hüten oder die Kurgäste in das Elchrevier fahren. Aber im Winter, der lang und bitter war, klopfte die Not oft an die Türen der kleinen Fischerbütten.

 

Ja, als der Vater noch lebte, da war es warm und behaglich gewesen. Er hatte für Holz gesorgt, und die beiden Tonnen standen zu seiner Zeit immer bis oben voll mit eingesalzenen Krähen. Ein paar hatte Christoph auch gefangen, im Spätherbst, als sie über die Nehrung zogen. Aber so geschickt wie der Vater war er noch nicht mit seinen vierzehn Jahren. Doch dehnten sich seine Schultern schon mächtig, und er nahm sich vor, nicht hinter seinem Vater zurückzustehen. Mit Rührung sah seine Mutter, wie er sich um Haus und Stall bemühte.

 

Abends stand er am Zaun, der halb verschneit war, und sah, wie die sinkende Abendsonne den Schnee blutrot färbte. Die ganze weite Ebene über dem Kurischen Haff verwandelte sich in einem blauen Traum, dass er mit offenem Mund dastand und wie mit leisem Schauer diesen Farbenrausch verglimmen sah. Dann fuhr der blanke Frost in das Land, und das Haff wurde zu einem unendlichen Spiegel. Dunkel und unergründlich, mit den grünlichen Augen eines Meergottes sah ihn das Haffeis an. Der Wind über der Weite ging ihm durch die Kleider und durch das Fleisch, dass er glaubte, ein Riese wolle ihm die Knochen zerbrechen. Er biss einem in die Nase, kratzte an den Wangen und ließ die Haarwurzeln zu kleinen Eisspießen erstarren.

 

Die nördliche Bucht vor dem Dorf hieß der große Schilfhaken. Wenn Christoph Holz sammeln ging, führte ihn sein Weg über das Eis dieser Bucht. Unter seinen Stiefeln klang es hohl, und tausend weiße Blasen standen wie erloschene Augen auf der Grundseite des Eises. Ab und zu gab es ein dumpfes Krachen am Ufer und dann wieder einen gellenden Knall, der sich donnernd über dem Haff fortsetzte und von der Düne ein deutliches Echo gab.

 

Christoph hatte einen kurzen Schafspelz an und eine Pudelmütze über beide Ohren gezogen. Unter die Sohlen der Stiefel hatte er sich kleine dornige Haken untergebunden, so dass er auf dem glatten Eis einen Halt fand. Ein wollenes Halstuch und wollene Fausthandschuhe vervollständigten seine winterliche Ausrüstung. In der Hand trug er einen Eisspeer, mit dem er die Tragfähigkeit des Eises abtasten und bei Rissen leichter übersetzen konnte. So verbrachte er den Nachmittag im Wald. Beim Holzschlagen wurde ihm fast warm, und sein Hauch stieg in kleinen Dampfwolken in die klare Winterluft. Oft richtete er sich auf und schaute selig über die verschneiten Hügel der Nehrung und das weite Haff. Wie schön wie weit war das alles.

 

Noch schöner aber wurde es auf dem Heimwege. Wenn am Abend das ganze Haff in den Farben des Sonnennnunterganges glänzte und gleißte, wenn die weißen Schollengebirge an den Rändern von blauleuchtenden Spiegeln übergössen waren dann hatte er oft das Gefühl, als qinqe er gradewegs in ein Märchenland hinein. Er hätte sich nicht gewundert, wenn in dieser Stunde zwischen Tag und Traum der Meeresgott mit Eiszapfen im Haar und grüngoldig funkelnden Augen ihn hier entgegengetreten und mit donnernder Stimme zugeschrien hätte: Was suchst du, ein Sterblicher, hier in meinem Reich!  

 

Es war ein harter Winter, Gott sei es geklagt. Die Rehe und Elche zogen bis in die Dorfeingänge. Die Raben saßen verfroren in den kahlen Ästen und schielten in die Höfe hinab, ob nicht irgendwo etwas Verschlingbares zu ergattern wäre. Vielleicht dachten sie auch daran, dass es bei solchem Frost fast noch besser wäre, in der Tonne eines Nehrungsfischers fein eingesalzen zu ruhen.

 

Man hörte, dass auch das Meer weit eingefroren sei. Christoph stampfte durch den Schnee, um das seltsame Bild zu sehen. Die Wellen der Ostsee schienen in derselben rollenden Form erstarrt zu sein, wie sie sich an den Strand geschoben hatten. Meterhohe Eisberge türmten sich in lauter Schollen übereinander. Hier und da hatte das Meer den Eisgürtel in einer kleinen Bucht durchbrochen, dunkel gurgelte hier das Wasser. Die Fischer erzählten von Seehunden, die sie gesehen haben wollten und die bei ihrem Nahen in das Meer geglitten seien. Das kam nur bei sehr kalten Wintern vor an der ostpreußischen Küste. Nordische Vögel, Möwen und Enten, kreisten über den offenen Wasserstellen, und sonst war es so still, als wäre auch der Wind erfroren.

 

Anfang Februar, als die Sonne schon ein wenig freundlicher auf das Eis schien, holte der Fischer Klamp Christoph zum Bernsteinfischen. Es hat sich herausgestellt, dass die Bucht, die man den großen Schilfhaken nannte, noch immer Bernstein enthielt. Freilich war es eine harte Arbeit mit nur kärglichem Verdienst Trotzdem freute sich Christoph, dabei sein zu dürfen. Um den eisigen Wind wenigstens ein wenig abzuhalten, hatten die Fischer ihre Segel auf dem Eis aufgestellt. Klamp als stärkster Mann steckte einen Kescher durch das Loch im Eise und drückte ihn an den Boden der hier flachen Haffbucht. Die anderen zogen den Kescher mittels einer Winde langsam weiter. Es war eine primitive Baggerarbeit, die sie hier bei Wind und Kälte leisteten. Ab und zu liefen sie in den Schutz der Segel, um von einem Bein auf das andere zu treten oder die Arme kräftig ineinander zu schlagen. Wenn der Kescher mit Schlamm, Schilfwurzeln und Steinen heraufkam, so wollte keiner gern mit den Händen in ihm wühlen. Christoph untersuchte den Haufen mit seiner Stiefelspitze, und groß war die Freude, wenn sich ein paar gelblich blinkende Stückchen fanden.

 

Nicht weniger hart war die Fischerei unter Eis. Morgens in aller Frühe wurden die Löcher in das Eis geschlagen, um die Netze hinunterzulassen, und wenn dann nach langen Stunden die silbernen Fische im Korb zappelten, wenige nur, dann spürte man das Kribbeln in den verklammten Händen nicht mehr. Christoph bekam seinen Teil ab, und wenn er dann sah, wie die Mutter die Fische auf der Bank am Gartenzaun abschuppte, dann fühlte er sich stolz und glücklich. Er hatte wieder einen kleinen Sieg über den langen Winter davongetragen, aber jeder Tag musste gewonnen werden, und es waren ihrer viele.

 

Gelang ihnen einmal ein nrößerer Fischzug, dann beluden sie die kleinen Schleen mit ihren Fischkästen und fuhren zum großen Markt über das Haff. Man brauchteGeld für Brot und sonstige Lebensmittel. Es war eine weite Fahrt, aber zum Schluss winkte der große Markt mit den vielen Menschen und eine warme Ecke in einem Krug, wo der dampfende Grog wohlig durch die verklammten Glieder rann.

 

Einmal verirrten sie sich auf der Heimfahrt. Es war diesig und neblig geworden und fing an zu stiemen. In weiten Wellen, von niemand aufgehalten, zog der Schnee über das Haffeis. Die kleinen Bäumchen, die als Richtungsweiser in kurzen Abständen in das Eis gesteckt worden waren, konnte niemand mehr sehen. Klamp verließ sich auf die Sinne seines Pferdes. Es hatte schon oft nachhause gefunden Und er hatte Glück. Einige Kilometer nördlich des Dorfes stießen sie auf die Nehrung. „Immer noch besser, als in ein Loch zu fallen!" sagte Klamp. Er kannte das und auch sein kluges Pferdchen. Hätte er damals nicht so eine lange Deichsel gehabt - für alle Fälle -, dann wäre der treue Braune wohl verloren gewesen. Man muss geschickt und wendig sein in der Eiswüste auf dem Haff.

 

In den geschützten Haffbuchten wächst das Schilfrohr in mächtigen Wäldern. Im Winter wird es geerntet und in hochbepackten Schlitten nach dem Festland gefahren. Man braucht es in der Bauindustrie. Auch hier konnte Christoph etwas verdienen. Jeden Morgen zog er mit seiner Sichel auf das Haff. Wie schmerzte der Rücken nach den vielen Stunden der Arbeit, wie ungeschickt konnten die winterklammen Hände den Draht fassen, mit dem das Schilf zu dicken Garben zusammengebunden wurde! Aber das Glück leuchtete aus seinen Augen, wenn er. sich aufrichtend, in der Ferne die kleinen Häuser des Dorfes sah. Wie Spielzeugschachteln sahen sie aus in der kalten klaren Winterluft, und der Wald der Hochdüne war wie ein Saum, der sie schützte. Friedlich kräuselte sich der Rauch über den weißen Dächern.

 

So verging der Winter. Eines Tages wehte eine lauere Luft, Von den Bäumen rann die Nässe, und die dicke Borke glänzte von tausend Tropfen. Oben in den dünnen Ästen sang der Wind eine andere Melodie.

 

Christoph lag des abends in seinem Fischerbett und lauschte hinaus. Er hörte den Ruf der Wildgänse und den Schrei der ziehenden Schwäne, die sich zur kurzen Rast auf dem gurgelnden, vom Hochwasser aufgewühlten Haff niedergelassen hatten. Da wusste Christoph, dass der Winter geschlagen war. Auch er hatte ihn besiegt in harter Arbeit, gar nicht mehr wie ein Knabe, nein, schon wie ein Mann. Und es war ihm, als ob das Rauschen des Haffes die Stimme seines toten Vaters herantrüge, die ihn lobte, weil er tapfer und männlich gewesen war einen langen Winter hindurch.

 

Seite 6   Heimatwissen für unsere Kinder. Eine Anregung für die Eltern / Von Dr. Erich von Lölhöffel, Tharau – Bad Harzburg

 

Wenn es gilt, das Wissen und die Liebe zur Heimat als Grundlage unseres Rechts und unserer Forderung über die Generationen aufrecht zu halten, so ist das unsere Aufgabe, die der Eltern und Großeltern. Gewiss, die Schule soll und kann vieles dazu tun, durch Heimatkunde und Heimatgeschichte auch des deutschen Ostens Grund zu legen, und das Bewusstsein des verlorenen und doch unverlierbaren Landes den Kindern schon mit den ersten Schritten zur Erziehung einzuprägen. Aber was über dies äußere Wissen hinausgeht, was die Heimat lebendig, bewusst und eigen macht, kann immer nur das Eiternhaus geben.

 

Leicht ist diese Aufgabe nicht. Denn je mehr die Jahre vergehen, umso mehr verblasst die Erinnerung, umso mehr drängen sich der heutige Alltag und die Umgebung unseres jetzigen Lebens in den Vordergrund. Wie wenigen von uns ist es gelungen, wirklich wesentliche Dinge von daheim mitzunehmen, die der Erinnerung als Stützen dienen und den Kindern anschaulich machen können, was sie selbst vielfach nicht mehr gesehen oder bewusst erlebt haben.

 

Und doch ist es gar nicht so schwer, sich zu helfen. Denn wer wirklich zu Haus verwurzelt war, wer von den Eltern und Voreltern her in Stadt oder Land zu Haus war, dort seine Arbeit und seine Aufgabe gefunden hatte, der bleibt all dem verbunden, was er dort zurückließ, auch wenn noch so viele Jahre darüber hingehen mögen. Natürlich haben es die leichter, die vom Lande kommen, denen mit Haus und Hof auch Land, Menschen und Tiere zugehörten und als lebendiges Bild vor Augen stehen. Aber auch wer in der Stadt seine Werkstatt, sein Amt, sein Geschäft oder seine schöne Wohnung mit all dem besaß, was er sich in den Jahren erarbeitet und geschaffen hatte, wird genug Wurzeln finden, die ihm immer wieder neuen Stoff aus dem Boden zuführen.

 

Wenn wir am Sonntagmorgen einmal Zeit haben und uns ein bisschen länger als sonst im Bett herumdrücken, dann erscheinen die Kinder, kuscheln sich unter die Decke und verlangen: Vater oder Muttet, erzähl uns von Tharau! - Oder wenn abends an langen Wintertagen die Großmutter in der Stube sitzt, und die Enkel um sie herum spielen, dann heißt es: Sing uns das Lied von zuhause! - Da wird dann erzählt, was einem gerade einfällt: vom Hof und vom Garten, vom Kuhstall und den Schafen, von der Kökschen im Hühnerhof und dem Kämmerer beim Heuen. Vom Stellmacher und dem Nachtwächter, vom Pflügen, Säen und Ernten, vom Wald, vom Bach, von den weiten Feldern und dem hohen Himmel der Heimat Und wenn sie die Geschichten wohl auch schon Dutzende Male gehört haben, sie sind immer wieder neu und schön, Und - die Kinder kennen auch jeden, der dann vorkommt. Ob das nun der Förster Paschke oder der Schweinemeister Schmidtke ist, ob die Meta im Hause oder der Kalla im Garten wirtschaftet, ob Kantor Boldt mit den Schuljungens kommt oder Gärtnermeister Thiel im Gemüsefeld hackt - sie kennen jeden und wissen, wohin er gehört und was er zu tun hat. Sie klettern mit auf den Kirchturm oder reiten in die Schwemme, sammeln Pilze und Beeren und gucken dem Storchenpaar zu, das auf der alten Schenue sein Nest baut. Die Großmutter singt ihnen ein Liedchen, das wir uns selber in einfacher Kinderweise gemacht haben. Darin kommen alle Tharauer vor, jeder mit seinem eigenen, kleinen Vers. Sie kennen sie alle und wehe, wenn Vater beim Mitsingen einmal einen Vers vergisst.

 

Wir sind keine Künstler, weder große Dichter, noch Komponisten oder Maler. Aber so ein Liedchen wächst ganz von selbst. Jeder kann sich den Ton dazu selber machen, so wie er ihn aus einem Dutzend der Lieder seiner eigenen Jugendzeit kennt. Und ein Blatt Papier und ein Bleistift genügen, um dem alten Soldaten die Erinnerung an den Geländeunterricht wachzurufen, wo er gelernt hat, mit ein paar Strichen eine Karte oder Geländeskizze hinzuwerfen. So genau braucht sie ja gar nicht zu sein. Es genügt, wenn sie das wesentliche von Haus oder Hof, die Bäume des Gartens und den Zaun, die Kirche oder die lange Reihe der Birken am Weg erkennenlässt So haben wir uns ein Bild vom Hof zuhaus aufgemalt, wo jeder noch ein Stückchen aus seiner Erinnerung dazu gab - dort standen doch die zwei großen Kastanien - hier weidete immer der „Moritz“ - dort der alte Fachwerkstall hatte aber zwei Türen - und so fort. Dies Bild haben wir uns mit einfachen Buntstiften angestrichen, und darauf gehen wir an besonders guten Tagen als Extrabelohnung spazieren.

 

Natürlich haben wir auch alles gesammelt was wir bei uns, bei alten Tanten und Freunden noch an Bildern von zuhaus auffinden konnten, und alles schön in ein Tharauer Büchlein zusammengebracht. Wenn wir uns also auf dem selbstgemachten Plan einmal verlaufen sollten, so können wir uns im Bilderbuch rasch wieder zurechtfinden. Und wenn wir an ein Haus kommen, dann wissen wir genau, wer darin gewohnt hat, wo er gerade im Stall oder Feld ist, und was er sagen würde, wenn wir gerade jetzt zu ihm kämen.

 

Denn das ist selbstverständlich, dass Mutter und Großmutter mit den Kindern auch  platt sprechen. Zwar haben die Kleinen es nicht leicht dabei. Denn hier am Ort spricht man niedersächsische Mundart, die Nachbarkinder sind Schlesier - und was für welche! -, und im übrigen unterhält man sich natürlich anf hochdeutsch. Aber wenn wir abends beim Schlafengehen gemeinsam unser Schlaflied singen, wobei sich jeden Abend ein anderes der Kinder eins aussuchen kann, dann ist die größte Freude, wenn einer vorschlägt: „Schlop. min Kindke lange", und sie dann alle Verse noch mitsingen können.

 

So kommt es, dass, wenn einer vom Gut oder aus dem Dorf schreibt, und der Brief vorgelesen wird, alle Kinder genau wissen, um wen es geht. Wahrscheinlich fangen sie gleich an, seinen Vers aus dem Tharauer Lied zu singen:

 

„Lieber, alter Meistei Schmied,

Beschläge mir ein Pferd.

Nur ein Jung, der reiten kann, ist hier etwas wert.

 

Meister Schmied, ich dich bitt',

bring vier gute Eisen mit,

nur ein Jung, der reiten kann,

ist hier etwas wert.

 

Selbst die große Stadt macht hier keine Ausnahme. Auch sie mit ihren Häusern und Menschen, ihrem Fischmarkt und Bernsteinladen, ihrem Verkehr und ihren Behörden, mit dem dicken Schnee auf den Dächern im Winter und dem frischen Wind vom Haff gibt Dutzende von Winken, um den Kindern auch dies Bild ihrer wirklichen Heimat vor die Augen zu stellen. Es kommt nur darauf an, ihren Sinn dafür zu wecken, mit Bildern und Erzählchen, mit Erinnerungen an den Nachbarn oder an die Tante Juttchen. Wenn einmal Besuch kommt - und wie oft besuchen grade wir Ostpreußen uns hier in der Fremde, wenn wir nur können -, dann soll man die Kinder nickt hinausschicken. Grade weil dann von zuhaus erzählt wird, Erinnerungen aufklingen und alte Zeiten nahekommen, werden sie die Ohren spitzen. Und aus Ernst und Scherz sich unbewusst das Stückchen Heimat in ihrer Vorstellung gestalten, das sie ja nicht mehr gekannt haben.

 

Wer mehr weiß, wer ihnen von Land und Leuten, Geschichte und Wirtschaft der engeren Heimat erzählen kann, der versäume es nicht. Wer das aber nicht kann oder mag, der bleibe immer eingedenk, dass unser fernes Zuhause nichts Totes und Leeres ist. Dinge und Menschen, Arbeit und Schaffen, Vergangenes und Gegenwärtiges gehören zusammen, um wieder aufzubauen, was nur wir noch kannten. Und was unsere Kinder und Enkel so kennen sollen, und so lieben lernen müssen, wie es uns Herz und Sinn erfüllt.

 

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Elli Bast, geb. Stiemer, geb. 22.05.1920, Rudi Bast, geb. 23.11.1937. Bernd Bast, geb. 12.10.1941. Fräulein Ilse Stiemer, geb. 26.01.1926, alle in Königsberg Pr. Alle waren von Mitte Januar 1945 bis 16. März 1945 in Danzig. Zusammen mit einem LKW vom Olivaer Tor abgefahren und wollten nach Gotenhafen. Wo ist der Kraftfahrer, der sie mitnahm? Mitteilung erbittet Irma Schamp, geb. Stiemer, Hindelang/Allg., Kiosk, gegenüber der Kraftpost

 

Eduard Bautz, Kann., 7. Funkerausbildungsabteilung Pardubitz, Richthofenkaserne, geb. 25.10.1917 in Schilelwethen, Elchniederung. Nachricht erbittet: Auguste Fröse, verw. Bautz, geb. Schulz, Mehrum 25 über Lehrte, Kreis Peine

 

 

Bischoff, Erich, aus Königsberg Pr.. beschäftigt Postamt 1, seit März 1945 keine Nachricht mehr. Zuschriften an Frau Martha Bischoff, Andorf, Kreis Rendsburg.

 

Rußlandheimkehrer! Brügge, Rudolf, geb. 21.03.1888, Luftsch.-Pol. Königsberg-Rosenau, Pol.-Revier 11, Feldpostnummer 65 100 C, am 07.03.1945 letzte Nachricht. aus Königsberg. Nachricht erbittet Frau Gertrud Brügge, früher: Königsberg, Otto-Reinke-Straße 7, jetzt Klixbüll-Niebüll/Schlesw.

 

Wilhelmine Bunschus und Sohn Walter, früher: Königsberg Pr. Hufen, Brehmstraße 2, seit Russeneinmarsch vermisst. Nachricht erbittet Erich Bunschus, Berlin-Schöneberg, Badenschestraße 53

 

Albert Droeger, geb. 03.10.1897 zu Paaris, Kreis Rastenburg, Letzter Wohnort: Eisseln Kreis Samland. Auf der Flucht April 1945 in Rauschen (Samland) von den Russen verschleppt, dann angeblich nach Königsberg transportiert. Nachricht erbittet Frau Erika Droeger (21a) Bielefeld, Freiligrathstraße 3

 

Karl-Werner Eigner, Gefr., geb. 13.04.1921 kam nach mehrfacher Verwundung im März 1945 zur Artl.-Ers.-und Ausb.-Abt. Dessau von dieser Ende März Ins Feld (Feldp.-Nr. 37 379 B). Letzte Nachr. vom 08.04.1945 aus Gegend Guben. Die Truppe ist dann bei Halle/Saale im Kampf gewesen. Heinz Eigner, Gefreiter, geb. 28.02.1924, nach Verwundung im Januar 1945 bei einer Ers.-Abt. In der Bleidorn-Kaserne in Lötzen, die am 23.01.1945 von dort abrückte. Soll bei Gut Borken bei Bartenstein erneut verwundet worden sein. Sein Kdr. soll Hauptmann Lingnau, Feldp.-Nr. 17 623 A gewesen sein. Nachricht erb. unt. Nr. 1/68 an Geschäftsführung Landsmannschaft Ostpreußen, (24) Hamburg 21, Ayerhoffstraße 8

 

Rußlandheimkehrer! Bernhard Gramatzki, geb. 22.03.1922 in Waldwinkel, Post Laukischken, Kreis Labiau, Feldpostnummer 07350 C. Letzte Nachricht 18.01.1943. Am 23.01.1943 beim Rückmarsch der Truppen südw. von Kursk als vermisst gemeldet. Nachricht erbittet Friedrich Gramatzki in Lobmachtersen über Salzgitter (20b) Braunschweig

 

Frau Martha Goy, Wohnung 1944 Könisberg, Wrangelstraße 50, dann Bruno-Schaffrinski-Straße 3/5, ab März 1945 Ostseebad Rauschen, Haus „Hindenburg“. Nachricht erbittet: Hulda Wirrwa (20) Völksen, Kreis Sprine, Am Bahnhof 4

 

Eduard Haberstroh, Schlosser bei Eisenbahn-Ausbess.-Werk Königsberg-Ponarth. Anschrift an Marta Haberstroh, Rickenbach, Kreis Säckingen (17b)

 

Leo Hoenig, Ende Februar 1945 auf Gut Buchau, Kreis Bartenstein, in russische Gefangenschaft geraten, soll auf Transport nach Sibirien, Mitte März 1945 verstorben oder auch Weihnachten 1945 im Lager Pr.-Eylau gewesen sein. Zuschriften an Geschwister Hoenig, (16) Bad Salzschlirf, Haus Bonifatius

 

Rußlandheimkerher! Bernhard Jaschinski, Gefreiter, geb. 07.05.1916 in Santoppen, Kreis Rößel, Feldpostnummer 12799 B, Panz.-Einheit bei Tarnow. Letzte Nachricht 03.01.1945 aus Ungarn. Soll am 06.02.1947 in UdSSR-Lager 2102 in Russland gewesen sein. Nachricht erb. Franz Koblitz, Odagsen 14, bei Einbeck über Kreiensen (20b)

 
Rußlandheimkehrerinnen! Kröhnert, Gerda, geb. 15.07.1924, zuletzt RK-Schwester, Hilfslazarett Königsberg, Mädchengewerbeschule, Nachricht erb. Kröhnert, (24a) Gleschendorf, Kreis Eutin.

 

Klebeck, Günther, geb. 22.03.1935 in Fritschienen, Klebeck, Helmut, geb. 14.05.1936 in Fritschienen, Klebeck, Kurt, geb. 30.08.1937 in Szillenbruch, alles Kreis Wehlau. Zuschriften unter  Nr. 1/26 an Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24) Hamburg 21, Averhoffstr. 8

 

Heinrich Graf von Keyserlingk, aus Rautenburg Kreis Elchniederung, geb. 23.04.1927 in Königs-berg-Pr., Soldat in d. Panzerjäger.-Ers.-Abtlg. II, Ausbildungsbatt. Letzte Nachr. 20. Januar 1945 aus Hohensalza. Nachr. erb. Graf von Keyserlingk, (24) Schönweide, Kreis Plön (Holstein}.

 

Köhn, Walter, geb. 05.03.1926, Sturmpionier Regt. Großdeutschland, Feldpn. 08058. Im Februar 1945 eingesetzt bei Pr.-Eylau, Zinten. Nachr. erb. Frau Anna Köhn, Röddensen über Lehrte. Hannover, früher Biberswalde bei Tapiau.

 

Kwiedor, Hermann, geb. 19.08.1890 In Nußberg. Kreis Lyck, Heimatanschrift Sulimmen, Kr. Lötzen, geflüchtet 22.01.1945 nach Gr.-Tychow. Kreis Belgard/Pommern, von dort am 05.04.1945 von den Russen nach Posen verschleppt. Zuschr. an Frau Marie Kwiedor, Bogenweiler, Kr. Saulgau/Wttb.

 

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Heimkehrer! August Knorr, Oberfeldwebel, 1. Kraftf.-Ers.-Abt. 1 Osterode. Kam am 17.01.1945 nach Gilgenburg zum Einsatz, soll im Februar 1945 in Danzig in Zivil gesehen worden sein. Nachricht erbittet Gertrud Knorr, Gebhardshagen 75 über Salzgitter, Harz

 

Otto Lask, Rittmeister, Pi.-Batl. 206, Feldpostnummer 24 035, geriet 28.06.1944 bei Witebsk verwundet in russische Gefangenschaft, soll in Kiew, Lazarett, Blutübertragung bekommen haben. Zuschriften unter 1/34 Geschäftsführung Landsmannschaft Ostpreußen (24) Hamburg 21, Averhoffstraße 8

 

Karl Leisegang, Gefreiter, Luftwaffe, geb. 05.05.1925. Letzte Anschrift: Flugzeugführerschule B 16, Burg bei Magdeburg, techn. Kompanie. Letzte Nachricht von einem Transport zwischen Salzwedel und Uelzen vom 09.04.1945. Nachricht erb. Karl Leisegang, Balingen (Württ.) Auf Schmieden 43

 

Frau Martha Lindenau, geb. Groß, geb. 20.09.1863 und Schwester Käthe, geb. 09.11.1893, bis zur Ausbombung wohnhaft gewesen Königsberg Pr., Sackheimer Kirchenstraße 17, danach Boyenstraße 2 (Hufen). Nach Einmarsch der Russen lebten sie in einem Keller in der Dürerstraße (Hufen), von wo aus sie nach Liep (Sackheimer Tor) getrieben wurden. Nachricht erb. Hertha Prüfer, geb. Lindenau, (1) Berlin-Charlottenburg 9, Reichsstraße 103

 

Erwin Naujock, Wachtmann bei einem Artl.-Reg.-Zug einer Volksgr.-Div. Letzte Nachricht Januar 1945 von Schloßberg. Nachricht erb. L. Naujock, Gadendorf bei Lütjenbur, Kreis Plön.

 

Rußlandheimkehrer! Paul Müller, Gefreiter, geb. 14.02.1908, Tischlermeister aus Memel. Am 24.01.1945 als Italienurlauber von Heiligenbeil aus zum Einsatz auf Ostpreußen. Soll im Juni/Juli 1945 in Goldap im russischen efangenenlager gewesen sein und an der Bahn gearbeitet haben. Nachricht erb. Frau Charlotte Müller, (24) Bad Schwartau, Sportplatz, Baracke 7

 

Hedwig Muskullus, geb. Gast, aus Bischofstein oder die Eltern Gast aus Osterode. Nachricht erb. Frau Grete Kretschmann (14b), Frohnschwend, Kreis Waldshut/Faden.

 

Nickel, Eisenbahner, und Frau, Rastenburg, Logenstraße/Lindenmarkt/Georgental) sowie Paul Nickel, geb. 21.12.1906, früher bei Kohn, Autohof Rastenburg. Letzte Luftwaffeneinheit Kfz.-Werkstätte der Luftwaffe 103/104/I Königsberg-Ballieth. Nachricht erb. Maria Bordien, (24b) Alt-Duvenstedt, Kreis Rendsburg

 

Herbert Nikulka, Gefreiter, geb. 16.11.1924 in Borschimmen, Kreis Lyck, Feldpostnummer 35120 B. Letzte Nachricht 02.12.1944 Kaserne Mohrungen. Nachricht erb. Paul Nikulka, Hamburg, Finkenwerder, Nordmeerstraße 24 I

 

Mohrunger! Gert Pinkall, Kann. ROB, geb. 04.09.1927 in Alt-Christburg, Kreis Mohrungen. Im Januar 1945 bei der schw. Art.-Ers.- und Ausbildungsabteilung 37 (mot.). Letzte Nachricht vom 06.02.1945 aus der Gegend um Frauenburg/Ostpreußen. Nachricht erb. Friedrich Pinkall, Gütersloh/Westf., Ohlbrocksweg 28. Früher: Alt-Christburg, Kreis Mohrungen.

 

Else Rosenfeld, geb. Hill, geb. 23.08.1905 und Kinder Martin, geb. 11.12.1935 und Edith, geb. 17.12.1936, verließen Herbst 1947 Labiau in Richtung Litauen. Nachricht erb. Ernst Rosenfeld (24a) Borstel über Bad Oldesloe

 

Heilsberger! Johann Quiatkowski, geb. 03.06.1883, Inhaber des Bürgerartens, von den Russen mitgenommen am 06.02.1945. Nach kurzem Aufenthalt auf einem Hausboden der Bartensteiner Siedlung Abtransport mit vielen anderen Heilsbergern. Nachr. erb. Frau Anna Quiatkowski, (21a) Coesfeld (Westf.), Jacobiwall 8

 

Hans Scharffetter, aus Pittehnen bei Liebstedt, Kreis Mohrungen, geb. 03.10.1895 in Kallwischken. Volkssturm. Zuletzt gesehen in Peterswalde bei Tapiau oder später im Raum Danzig. Nachricht erb. Gertrud Scharffetter, Bossendorf über Haltern/Westf.

 

Emilie Schappien, geb. Ewert, geb. 02.06.1861. Am 03.03.1945 mit einem Kohlendampfer von Pillau nach Gotenhafen und wurde krank in eine Lazarettbaracke getragen. Nach 2 Tagen war sie nicht mehr dort  und niemand wusste über ihren Verbleib. Es wird angenommen, dass sie mit einem Lazarettschiff weiter transportiert wurde und auf der Fahrt oder in Dänemark gestorben ist. Nachricht erb. Frau Schappien, (20b) Rittmarshausen, Kreis Göttingen.

 

Martha Schneidereit, geb. 18.06.1910 in Tilsit. Anschrift 1944 bei Bauer Becker, Argenfurt, Post Argenbrück, Kreis Tilsit-Ragnit. Wer weiß etwas über Bauer Becker. Nachricht erb. Fritz Schneidereit, Sandersdorf 39, Kreis Riedenburg (Oberpfalz), früher: Tilsit, Goldschmiedestraße 48

 

Otto Schulz, Oberlokführer, und Maria Schulz, geb. Korinth, Königsberg, Unterhaberberg 19 I. Friederike oder Freiderike Hasselbach verw. Böttcher, geb. Schulz, und Ehemann Franz Hasselbach, Königsberg, Scharnhorststraße 12. Nachricht erb. Frau Meta Höllger, geb. Schulz, Mehrum 25 über Lehrte, Kreis Peine, früher: Friedrichsruh bei Tapiau.

 

Rußlandheimkehrer! Werner Sokolowski, Pionier-Leutnant, geb. 06.04.1921 in Lötzen. Letzte Nachricht Mitte Februar 1945 aus Stettin und Stargard Pommern und Feldpostnummer ?4 292 A. Soll bei Fürstenwalde, östlich Berlin, in russische Gefangenschaft gekommen sein, zuerst nach Polen, dann nach Walg (Valga) Estland, gebracht. Nachricht erb. Frau Erna Sokolowski, Neuenhaus/Hannover, Grafschaft Bentheim, Hinterstraße 4

 

Anton Steinke, Lokomotivführer, geb. 14.10.1889, Gertrud Steinke, geb. Bluhm, geb. 22.08.1897, aus Korschen. Nachricht erb. Frieda Ziese, geb. Bluhm, Königsberg, Nasser Garten 76, jetzt (22a) Sol.-Oligs, Am alten Ufer I

 

Karl Wegener, Kanonier, geb. 26.02.1926 in Königsdahlum (Hannover). Letzte Feldpostnummer

18                                   298 D. Letzte Nachricht 2 km nordöstlich Königsberg vom 05.02.1945. Nachricht erb. Karl Wegener, Königsdahlum Nr. 20, Post Derneburg am Harz (Hannover)

 

Karl Wittrock, Firma, Eisenbeton- und Tiefbau, früher: Insterburg, Landwehrweg. Soll 1944 den Betrieb nach dem Westen verlet haben. Nachricht erb. Franz Xionna, Herne in Westfalen, Bochumer Straße 177a

 

Rußlandheimkehrer! Herbert Wöllmann, Mittelschul- und Sportlehrer aus Königsberg Pr., Oberleutnant der Flak. Letzte Feldpostnummer 41 995 A. Lgpa. Berlin. Vermisst seit März 1945 Danzig-Brösen. Nachricht erb. Agnes Wöllmenn, Melsdorf bei Kiel (24b)

 

Seite 8   Wir melden uns

 

Frau Martha Luise Läufer, aus Königsberg, Schönstraße 33, bittet liebe Bekannte um Anschrift. Entringen, Kreis Tübingen Württemberg

 

Heinz Nehm, Bad Sassendorf, Kreis Soest, Grüner Weg 259, früher: Streckfuß, Kreis Elbing, Westpreußen

 

Meinen Freunden und Verwandten teile ich mit, dass ich zum Weihnachtsfest 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt bin. Ich wohne zur Zeit Geutenreuth 32, Post Weismain (21a) Willi Thulke, früher: Gumbinnen, Gartenstraße 6

 

Geschwister Monika und Christa Hoenig, geb. am 07.03.1923 und 13.08.1924, wohnhaft gewesen: Buchau, Kreis Bartenstein, aus 4 ¾ jähriger Gefangenschaft in Sibirien, Ural, Nähe Tscheljabinsk, zurückgekehrt. Zuschriften an Geschwister Hoenig, (16) Bad Salzschlirf, Haus Bonifatius

 

Helmuth Last, mit Familie, früher: Königsberg, Spechtweg 6. Erich Georg Klein, zur Zeit Billerbeck in Westfalen, Langenhorst 7, früher: Gr.-Steegen, Kreis Pr.-Eylau.

 

Seite 8   Familienanzeien

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Dorothea Parschau, Pianistin und Jürgen R. Balau, Apothekerass. Weihnachten 1949. Hamburg-Volksdorf, Wietreie 52. Karlsruhe-Baden

 

Am 18. Februar 1950 wurde uns unser erstes Kind, ein gesunder Sohn, geboren. In dankbarer Freude: Ursula Kuhring, geb. Wedmeyer, früher: Elbing-Weingarten und Dr. med. Hermann Kuhring, früher Leipzig. Hannover-Ricklingen, Mühlenberg-Lager

 

Fern seiner ostpreußischen Heimat, nahm Gott unsern lieben, herzensguten Bruder,

Otto Schillat, am 26.12.1949, im 71. Lebensjahre, zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer

Geschwister Schillat, Malstedt, Kreis Bremervörde, den 10. Februar 1950 früher: Jodungen, Kreis Schloßberg-Ostpreußen

 

Fern der lieben Heimat, entschlief am 21.01.1950 ganz plötzlich und unerwartet, unser herzensguter Vater, Großvater. Bruder, Onkel und Schwager der Landwirt Johann Sanio, im Alter von 80 Jahren.

Sein Leben war Arbeit und Güte. In stiller Trauer, seine Kinder und Anverwandte, früher: Regeln, Kreis Lyck-Ostpreußen, ietzt: Gehrden/Hannover, Steinweg 26

 

Verwandten, Freunden u. Bekannten geben wir nachträglich den Tod unserer lieben Eltern bekannt. Gleich zu Beginn des ersten Angriffs auf Königsberg Pr. mussten sie Ihr Leben lassen: Landjägermeister i. R. Gustav Mertins, geb. 22.12.1861, gest. 03.02.1945 bei Metgethen, Kreis Königsberg, in Folge Brustschuss und Kolbenhieb. Berta Mertins, geb. Szameit, geb. 06.05.1875, gest. 27.02.1945 im Samland, Kreis Königsberg, an Entkräftung, aus Königsberg, Juditter Allee 41. Ihr Leben war unermüdliche Arbeit und Sorge für uns. In treuem Gedenken: Margarete Kahnt geb. Mertins sowie Hugo u. Artur, Berlin. Charlotte Mertins, früher: Königsberg, Juditter Allee 41, jetzt Berlin-Wilmersdorf, Bayerische Str. 22. Anna Maria Bartlick, geb. Mertins. Früher: Königsberg, Kanzlerstr. 2, jetzt Osnabrück, Am Kirchenkamp 34. Familie Gustav Mertins, Osnabrück. Familie Otto Mertins, Berlin. Familie Hans Mertins, Osnabrück. Berlin/Osnabrück, 27.02.1950.

 

Am 20. Januar 1950 verschied nach einem arbeitsreichen Leben, sanft und ruhig, kurz vor Vollendung ihres 82. Lebensjahres, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester und Tante, die Witwe Marie Reissmann, geb. Böhm, Labenz, Kr. Hrzt. Lauenburg. Früher: Cropiens, Kreis Samland. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Ernst Reissmann. Lohe, Kreis Rendsburg.

 

Nach langer Ungewissheit erhielten wir die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser innigstgeliebter Vater, der Tischlermeister Franz Behrendt, aus Wolfsdorf Kreis Heilsberg (Ostpreußen), geb. den 25.11.1892, verschleppt am 04.02.1945, auf dem Transport nach Russland verstorben ist. In stiller Trauer: Rosa Behrendt, geb. Tolksdorf. Ursula Behrendt, Trier/Mosel,

Herz-Jesu-Krankenhaus. Maria Behrendt, Paderborn Landes-Hospital. LügdeWestf., im Februar 1950. Mittlere Straße 29

 

 

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